Diogo Gama Rocha: "Schlichtheit und Diskretion sind die besten Eigenschaften der Eleganz".

"Design ist nicht gleich Kunst! ...es muss Kunst sein ", sagt Diogo Gama Rocha in der Omdesign-Zentrale direkt am Meer in Matosinhos, der Metropolregion von Porto. Damit ist der Geist, der ein ganzes Team von Designern leitet, gut beschrieben.
Seit mehreren Jahren beweist Omdesign seine hohe Kompetenz im Verpackungsdesign beim iF DESIGN AWARD mit einem Platz unter den Top 3 von mehr als 800 Teilnehmern und einem Platz unter den Top 10 aller preisgekrönten Designstudios der letzten fünf Jahre.

Die Werbe- und Designagentur Omdesign wurde 1998 gegründet, dem Jahr, in dem Lissabon Gastgeber der Weltausstellung Expo 98 war. Nach mehr als zwei Jahrzehnten ihres Bestehens hat sie sich von einem Kleinstunternehmen zu einem kleinen Unternehmen entwickelt. Dies ist ein Zeichen für eine gemächliche Entwicklung und einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess, für den das Unternehmen steht. Es ist eine Lebensweise, die Diogo Gama Rocha gerne an sein gesamtes nationales Team weitergibt. Ein multidisziplinäres Team, in dem der kreative Teil die größte Rolle spielt, während Kommunikation und Produktion ebenfalls voll integriert sind.

Als engagierter Arbeiter verlangt Diogo Gama Rocha die gleiche Intensität von seinem Team. Glücklicherweise ist es für sie selbstverständlich, dass Hingabe und Engagement die einzigen Mittel sind, um neue Stufen der beruflichen Entwicklung zu erreichen. So läuft alles ganz natürlich ab, ohne dass man sich zu sehr anstrengen muss. Wie Diogo Gama Rocha immer sagt: "Einfachheit und Diskretion sind die besten Eigenschaften der Eleganz"

iF: Seit 2015 hat sich Omdesign im In- und Ausland einen Namen gemacht, indem es bei mehreren renommierten Designwettbewerben anerkannt und ausgezeichnet wurde. Was waren Ihrer Meinung nach die entscheidenden Faktoren für diesen Erfolg?

DGR: Nun, diese Anerkennung ist das Ergebnis vieler verschiedener Umstände. Vor allem die Beziehung von Omdesign zu seinen Lieferanten und Partnern spielte dabei eine entscheidende Rolle. Die Kommunikation darüber, wie man arbeitet und wie man einen Auftrag richtig ausführt, ist der wichtigste Faktor für diese Beziehung. Nur gemeinsam kann man die Schwierigkeiten von Fertigungsprozessen überwinden. Es handelt sich um eine wechselseitige Beziehung zwischen Unternehmen und Lieferanten oder Partnern, in der die Verinnerlichung der gleichen Werte und Grundsätze für die Zusammenarbeit grundlegend ist. Da Erfolg und Problembewältigung eine Teamleistung sind, ist eine gute Arbeitsbeziehung so wichtig.

iF: Gab es in Ihrer Vergangenheit irgendwelche besonderen Umstände, die sich auf Ihre Fähigkeiten und Ihre Arbeitsweise ausgewirkt haben? Zum Beispiel Ihr familiärer Hintergrund?

DGR: Mein familiäres Umfeld bot mir eine reiche Atmosphäre, mit Spuren und Beispielen meines Vaters und meiner Großeltern, die nicht nur ein Gespür und eine Neigung für viele Berufe hatten, sondern auch den Wunsch, zu lernen und nach Wissen in verschiedenen Bereichen zu suchen. Mein Vater hatte zu Hause in der Nähe seines Arbeitszimmers eine Werkstatt, in der er seiner Leidenschaft für alles, was mit Handwerk und Oldtimern zu tun hatte, nachgehen konnte. Meine Mutter hat meinen Sinn für Details und meine Fähigkeit, Raffinesse zu schaffen, stark beeinflusst.

Meine Großmutter spielte eine Rolle bei der Erweckung meiner Orientierung und meines Bedarfs an Farbdetails, da sie eine bildende Künstlerin war. Und schließlich war auch die Figur meines Großvaters João Martins da Costa, ein bekannter bildender Künstler und eine Referenz in der portugiesischen Kunstwelt, ein wichtiger Einfluss. Sein Spitzname war "portugiesischer da Vinci", weil er eine helle Persönlichkeit mit einer fortschrittlichen Denkweise war. So studierte er beispielsweise die Nutzung der von den Gezeiten erzeugten Energie, die vor kurzem angepasst und materialisiert wurde.

iF: Was denken Sie über Perfektion oder vielmehr darüber, was zu einem perfekten Ergebnis führt?

DGR: Nun, ich persönlich denke, dass ich nie Perfektion erreicht habe und auch nicht in absehbarer Zeit erreichen werde. Aber ich gebe zu, dass es Zeiten gab, in denen ich das Gefühl hatte, diese sogenannte Perfektion fast zu erreichen. Der Weg dorthin ist mit einer Menge Arbeit und einer Menge Unzufriedenheit gepflastert. Seit 1998 gehören Konzentration und Pragmatismus sowie die ständige Suche nach Perfektion und Exzellenz zu meiner Lebensphilosophie. Dies ist auch der Modus Operandi des Omdesign-Teams. Vereinfacht gesagt, gibt es nur zwei Möglichkeiten, Dinge zu tun: gut oder schlecht. Das unzufriedene Mittelding spielt keine Rolle. Man weiß, dass man hart arbeiten muss, um 'gut' zu erreichen und noch härter, um 'sehr gut' zu erreichen. Ich bin mir bewusst, dass alles, was gestern erreicht wurde oder heute erreicht wird, morgen überwunden werden muss. Das ist die Philosophie von Omdesign, etwas, das täglich präsent ist und seit den Anfängen des Unternehmens besteht.

iF: Nehmen Ihre Kunden Ihr perfektionsorientiertes Denken wahr?

DGR: Bei Omdesign werden wir immer die Erwartungen der Kunden übertreffen - vom Anfang bis zum Ende des Prozesses. Mit diesem Anspruch und dieser Konsequenz bin ich sehr zufrieden. Und ich werde sogar für etwas bezahlt, das ich gerne mache. Aber um das Thema Perfektion abzuschließen: Wie mein Vater habe ich auf meinem Schreibtisch einen Ausschnitt mit einem Zitat von Voltaire: "Die Vollkommenheit wird durch langsame Schritte erreicht; sie erfordert die Hand der Zeit."

iF: Die Marke des Unternehmens, das Logo und die Symbolik, die Sie geschaffen haben, sind seit der Gründung unverändert geblieben. Gibt es eine besondere Bedeutung des Logos?

Es ist eine Identität und damit eine Eigenart, die sich nicht von Moden, Trends oder Eitelkeiten beeinflussen lässt. Im Jahr 2021 präsentierte Omdesign auf der Messe Luxe Pack Monaco einen Stand, der ganz in diesem Grünton gehalten war.

iF: Damit sind wir schon bei der letzten Frage angelangt: Was macht Omdesign derzeit?

DGR: Derzeit hat Omdesign das Privileg, an dem größten Kapital von Unternehmen zu arbeiten: den Marken. Ich glaube nicht, dass die Produktionskapazität der wichtigste Faktor für den Reichtum eines Unternehmens ist. Meiner Meinung nach sind es die Marke und die Produkte. Wenn die Fabrik eines Unternehmens abbrennt, ist die Produktionskapazität stark beeinträchtigt. Die Marke jedoch geht im Feuer nicht verloren. Professor Gaspar Martins Pereira, ein Freund von mir und eine Person, vor der ich großen Respekt habe, sagte mir einmal, dass es viele Unternehmen gibt, die mehr als 300 Jahre überdauert haben, aber das, was sie hinterlassen haben, wurde schnell vergessen. Er sagte mir, dass Omdesign in den letzten zwanzig Jahren bereits Arbeiten von unvergesslicher Qualität hinterlassen hat - ich zitiere: "Die Zusammenarbeit mit Diogo und dem Omdesign-Team ist ein Privileg. Mit handwerklichem Geschick verbinden sie die Einfachheit der Prozesse, Kühnheit und Modernität. Die richtigen Zutaten, um ihre Arbeit zu einer gemeinsamen Kunst und zu einer angenehmen Sache zu machen."

iF: Nun, das ist eine wunderbare Art, dieses Interview zu beenden. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Das Interview wurde von Tiago Krusse - Chefredakteur des portugiesischen "Design Magazine" - vor Ort in Porto geführt und aufgezeichnet.